Liegender Knabe im Kurpark angekommen
Sein Platz ist jetzt im Seekurpark
Franz Rotters Liegender Knabe“ nun sicher an einem viel besuchten Ort / Ergebnis von viel Engagement und Sponsoring
Von Ilse Cordes
CUXHAVEN. Seit einigen Tagen nun finden Interessierte ihn an einem viel besuchten Ort – im Kurpark, wo Franz Rotters. „Liegender Knabe“ es sich fortan auf sandigem Untergrund gut gehen lassen wird. Fast sechs Jahrzehnte hatte er inmitten eines Wohngebietes am Wendehammer in der Lisztstraße ein doch eher unbeachtetes Dasein geführt, bis der sichtbare Verfall seines betonenen Leibs die Alarmglocken schrillen ließ. Und zwar die Alarmglocken von Hans-Jürgen Ottow, der fortan mit Nachdruck die schließlich von Erfolg gekrönte „Rettungsaktion“ für „den Liegenden Knaben“ in Gang setzte. Ihren Abschluss fand sie dieser Tage bei der Enthüllung der Skulptur im Kurpark.
In Anwesenheit der Sponsoren, von Michael Saft, der die Figur in seiner Spezialbau-Werkstatt in Obhut nahm, und von Kurdirektor Erwin Krewenka ließ Ottow die Geschichte der „Rettungsaktion“ noch einmal Revue passieren. Im Zuge von „Kunst am Bau“ hatte Franz Rotters „Liegender Knabe” 1963 seinen Platz auf der Grünfläche vor den Wohnhäusern in der Lisztstraße bekommen. Dass die nach dem Vorbild seines Sohnes Matthias geschaffene Figur aus Beton und nicht wie für die Plastiken des Bildhauers üblich aus Bronze hergestellt wurde, war den knapperen Finanzen geschuldet. Mit den Jahren und Jahrzehnten wurde das Material brüchig, drohte schließlich auseinanderzubrechen.
Dem in der Nähe wohnenden Hans-Jürgen Ottow fiel das auf. Der ihm auf Anhieb“ als Retter des Kunstwerks einfiel, war Michael Saft, der mit seinem Spezialbau in Nordholz besondere Verfahren entwickelt hatte. Dass für ein solches Unternehmen Geld gebraucht würde, war schnell klar. Und so machte sich Ottow auf Sponsorensuche. Die ihm als Erste einfielen, waren die Lions. Und das nicht von ungefähr. Denn Franz Rotter, der nach dem Zweiten Weltkrieg und Vertreibung aus Prag in Cuxhaven landete, war einst Gründungsmitglied des Lions Clubs Cuxhaven.
Viele Sponsoren gefunden
Von Rotter stammen zahlreiche Porträtbüsten von Lions-Personlichkeiten und ihren Familien. Als professioneller Hockeyspieler hatte er zudem damals jahrelang die Hockeymannschaft des THC Schwarz-Weiß trainiert. Die „Hockey-Jungs“ seien für ihn „durchs Feuer” gegangen, erinnerte Ottow sich. Einer von ihnen, Hansi Schoon, der schon bei der Aufstellung des „Liegenden Knaben“ 1963 dabei war, durfte ihn jetzt an seinem neuen Standort enthüllen.
Der Kreis der Sponsoren begann sich zu füllen. Zusagen kamen zudem von der Stadtsparkasse Cuxhaven und vom Förderverein Cuxhaven für Kunst und Kultur. Den Anstoß für die Spendenaktion hatte Ottow selbst mit seinem 85. Geburtstag gegeben.
Dass Rotters Skulptur künftig einen „besseren Platz” bekommen sollte, auch das war von Anfang an ein ganz wesentlicher Aspekt der „Rettungsaktion“ gewesen.
Der Kurpark, wo bereits zwei Kunstwerke Franz Rotters – der „Krabbenfischer“ und der “Junge auf dem Seehund“ ihren Platz haben, wäre der richtige Ort, so fanden die Initiatoren. Dort werde die Figur von vielen gesehen. Das überzeugte auch den jetzigen Eigentümer des Wohnkomplexes. an der Lisztstraße Und bei einem Ortstermin im Kurpark mit Carsten Rohloff von der Nordseeheilbad GmbH, herrschte über den Vorschlag, die Skulptur künftig in der neugestalteten Anlage am Ende des Parks zu platzieren, schnell Einigkeit.
Dort hat der „Liegende Knabe“ nun seinen Platz in unmittelbarer Nähe der „Reuse” von Peter Könitz, dem einzigen Kunstobjekt, das hier noch an Wulf Kirschners internationales Künstlersymposion „Nordseeküste“ der 1980er-Jahre erinnert. Ein Objekt übrigens, das Restaurierung dringend nötig hat. Vielleicht gelingt ja das, was mit viel persönlichem Einsatz beim „Liegenden Knaben“ von Franz Rotter gelang: die Rettung auf Dauer. Der „Liegende Knabe“ hat nun seine einst betonene Oberfläche gegen eine viel schönere, fast bronze-ähnliche eingetauscht, farblich gestaltet von Finja Saft. Was momentan noch fehlt am „Liegenden Knaben“ ist ein Schild mit Informationen zu der Skulptur und ein – so der ausdrückliche Wunsch von Hans-Jürgen Ottow – ein QR-Code.
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